Montag, 13. Juli 2015

Open Innovation – die Türen öffnen sich für den Mittelstand!

Entwicklungskosten reduzieren und gleichzeitig die Time-to-Market zu verkürzen ist der Anspruch für Offene Innovationprozesse. Diese Antwort auf steigenden Wettbewerbsdruck und kürzere Produktlebenszyklen stellt für den Mittelstand eine zentrale Chance dar, denn der Trend zu mehr Offenheit kann den Mittelständlern die Türen zu den Entwicklungslaboren der Global Player öffnen.

Ein Gastbeitrag von Frank Schnellhardt, Geschäftsführer der INNOMAN GmbH, Ilmenau

Die Öffnung des eigenen Innovationsprozess für die Ideen und die Mitwirkung externer Partner als Kern des Open Innovation Konzeptes zielt darauf, die Anzahl neuer Ideen und die Geschwindigkeit neuer Entwicklungen zu erhöhen sowie die Kosten für Innovationen zu reduzieren.
Klassisches Beispiel ist die Idee einer kanadischen Firma eine umfangreiche Datenbasis für die Exploration neuer Rohstofflagerstätten online verfügbar zu machen. Ziel war es durch sogenanntes Crowdsourcing, also die verteilte Suche durch Viele, die kosten- und rechenleistungsintensive Datenanalyse realisieren zu können. Der „Finder“ einer neuen Lagerstätte wurde umfangreich an den Erträgen beteiligt.
Heute bieten alle großen Unternehmen über unterschiedliche Strukturen den Kauf neuer Ideen und Lösungen an.
Der Trend zu mehr Offenheit!
Als Prof. Henry Chesbrough aus Berkley vor 10 Jahren das Konzept und den Begriff Open Innovation als Antwort auf zunehmenden Wettbewerbsdruck und kürzere Produktlebenszyklen prägte, wurde damit ein neuer Management-Trend gesetzt.
Unter dem Slogen „Die Welt ist unser Labor“ wurde weltweit ein kultureller Erneuerungsprozess in den Management- und Entwicklungsetagen der Industrie- und Dienstleistungs-Unternehmen in Gang gesetzt, welcher seine Wirkungen auch heute noch lage nicht voll entfaltet hat.
„Verteilte Entwicklung“ sollte im Sinne einer „verteilten Intelligenz“ die Lösung für zunehmend kostenintensivere, komplexere und im globalen Wettbewerb stehende Innovationen werden.
Die systematische Einbindung externer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse in den eigenen Entwicklungsprozess knüpfte aber vor allem an eine Voraussetzung: Die Türen der Entwicklungsbüros mussten geöffnet und Partner eingeladen werden. Ein Trend zu neuer Offenheit und Kooperationsbereitschaft wurde gesetzt.
Neben kulturelle wurden jedoch auch strukturelle Maßnahmen zur Umsetzung von Open Innovation in Angriff genommen. Beginnend mit der Erweiterung der Kundenintegration in die Entwicklungsprozesse bis zu neuen Konzepten für die B2B-Kooperation mit etablierten Unternehmenspartner reichten die Veränderungen. Darüber hinaus werden auch vielfach neue Wege bei der Unterstützung von Neugründungen als Quelle für neue Ideen durch unternehmensnahe Campus-Strukturen beschritten. Ein bekanntes Beispiel stellt der High Tech Campus von Philips in Eindhoven (www.miplaza.com) dar, in dem vielen jungen dynamischen Unternehmen eigenen Labore und ein Kontaktnetzwerk zu Wissenschaft und Wirtschaft verfügbar gemacht wird.
Zwischenzeitlich besitzt jedes DAX-Unternehmen eigene Open-Innovation-Strukturen.
Neue Wege im Innovationsmarketing!
Diese Strategie der Öffnung für externe Entwicklungsergebnisse bedeutet für den innovativen Mittelstand eine hoch interessante Chance, da derartige Open-Innovation-Strukturen der Global Player gleichzeitig eine Tür für ein innovatives Mittelstandsmarketing darstellt. Dies gilt umso mehr für ein intelligentes Innovationsmarketing für disruptive Innovationen.
So könnte beispielsweise ein Entwicklungsdienstleister für die Automobilindustrie durch die Platzierung einer neuen (Schmierölpumpen-)Technologie bei einem Autohersteller den Absatz für die eigene Entwicklungsleistung in der Zukunft wesentlich erweitern. Der Autohersteller wird im Gegenzug zum Technologiekauf die Entwicklung von Pumpen für jeden neuen Motor beim Mittelständler beauftragen.
Ein Komponentenhersteller beispielsweise von asphärischen Linsen könnte durch die Platzierung neuer optischer Designs als Lösungsidee bei Herstellern optischer Geräte, den Absatz der eigenen Asphären in der Zukunft forcieren.
Darüber hinaus wäre denkbar, dass einzelne oder mehrere kooperierende Mittelständlern sich für spezifische Themenfelder wie der Abgassensorik als Lösungsexperten platzieren, um neue Produkte gemeinsam mit dem Global Player zu entwickeln und später herzustellen.
Ebenfalls eine Option ist es, dass ein Mittelständler mit regional begrenzten Vermarktungskapazitäten die Open-Innovation-Strukturen nutzt um einem Global Player seine Innovation für eine weltweite Vermarktung anzubieten.
Allein diese Beispiele zeigen, dass die Open Innovation Konzepte der Global Player eine neue strategische Vermarktungsalternative für den innovativen Mittelstand bieten.
Schau was wir entwickelt haben!
Open Innovation als Marketingstrategie zu nutzen, bedingt jedoch eine Reihe unternehmensinterner als auch marktseitiger Voraussetzungen. So haben sich folgende Kriterien als Erfolgsfaktoren erwiesen:
1.    Innovationsmarketing über Open Innovation Strukturen ist in Märkten am erfolgreichsten, in denen hohe Markteintrittsbarrieren und dominierende Großunternehmen den Markt existieren. Für diesen Markt muss der Mittelständler eine spezifische technologische Alleinstellung (Einzigartigkeit) besitzen.
2.    Die Nutzung der Open Innovation Strukturen erfordert vom Mittelständler ein hohes Maß an Kommunikationsbereitschaft (Offenheit) bei der Präsentation des eigenen Wissens. Daher sollte auch immer auf schutzfähige Technologien und ein tragfähiges Schutzrechtsmanagement geachtet werden.

3. Open-Innovation-Strukturen zu nutzen, erfordert vom Mittelständler eine hohe Kooperationsbereitschaft im Sinne der Bereitschaft, sein Wissen an den Global Player weiterzugeben. Darüber hinaus muss die Bereitschaft vorliegen, auf die eigene weitere Vermarktung seiner Entwicklung zu verzichten. Daher sollte vor dem Verkauf über die Spin-in-Praktiken des Global-Players Klarheit bestehen.
Mit einer intelligenten Strategie, einer einzigartigen Innovation sowie der Fähigkeit zur Kommunikation und Kooperation sind die Open Innovation Ansätze der Großunternehmen für mittelständige Unternehmen eine interessante Chance zum Ausbau der Geschäftstätigkeit.

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