
Ein Gastbeitrag von Frank Schnellhardt, Geschäftsführer der INNOMAN GmbH, Ilmenau
Die Öffnung
des eigenen Innovationsprozess für die Ideen und die Mitwirkung externer
Partner als Kern des Open Innovation Konzeptes zielt darauf, die Anzahl neuer
Ideen und die Geschwindigkeit neuer Entwicklungen zu erhöhen sowie die Kosten für
Innovationen zu reduzieren.
Klassisches
Beispiel ist die Idee einer kanadischen Firma eine umfangreiche Datenbasis für
die Exploration neuer Rohstofflagerstätten online verfügbar zu machen. Ziel war
es durch sogenanntes Crowdsourcing, also die verteilte Suche durch Viele, die
kosten- und rechenleistungsintensive Datenanalyse realisieren zu können. Der
„Finder“ einer neuen Lagerstätte wurde umfangreich an den Erträgen beteiligt.
Heute
bieten alle großen Unternehmen über unterschiedliche Strukturen den Kauf neuer
Ideen und Lösungen an.
Der Trend zu mehr Offenheit!
Als
Prof. Henry Chesbrough aus Berkley vor 10 Jahren das Konzept und den Begriff Open
Innovation als Antwort auf zunehmenden Wettbewerbsdruck und kürzere
Produktlebenszyklen prägte, wurde damit ein neuer Management-Trend gesetzt.
Unter
dem Slogen „Die Welt ist unser Labor“ wurde weltweit ein kultureller
Erneuerungsprozess in den Management- und Entwicklungsetagen der Industrie- und
Dienstleistungs-Unternehmen in Gang gesetzt, welcher seine Wirkungen auch heute
noch lage nicht voll entfaltet hat.
„Verteilte
Entwicklung“ sollte im Sinne einer „verteilten Intelligenz“ die Lösung für
zunehmend kostenintensivere, komplexere und im globalen Wettbewerb stehende
Innovationen werden.
Die
systematische Einbindung externer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse in den
eigenen Entwicklungsprozess knüpfte aber vor allem an eine Voraussetzung: Die
Türen der Entwicklungsbüros mussten geöffnet und Partner eingeladen werden. Ein
Trend zu neuer Offenheit und Kooperationsbereitschaft wurde gesetzt.
Neben
kulturelle wurden jedoch auch strukturelle Maßnahmen zur Umsetzung von Open
Innovation in Angriff genommen. Beginnend mit der Erweiterung der
Kundenintegration in die Entwicklungsprozesse bis zu neuen Konzepten für die
B2B-Kooperation mit etablierten Unternehmenspartner reichten die Veränderungen.
Darüber hinaus werden auch vielfach neue Wege bei der Unterstützung von
Neugründungen als Quelle für neue Ideen durch unternehmensnahe
Campus-Strukturen beschritten. Ein bekanntes Beispiel stellt der High Tech
Campus von Philips in Eindhoven (www.miplaza.com) dar, in dem vielen jungen
dynamischen Unternehmen eigenen Labore und ein Kontaktnetzwerk zu Wissenschaft
und Wirtschaft verfügbar gemacht wird.
Zwischenzeitlich
besitzt jedes DAX-Unternehmen eigene Open-Innovation-Strukturen.
Neue Wege im Innovationsmarketing!
Diese
Strategie der Öffnung für externe Entwicklungsergebnisse bedeutet für den
innovativen Mittelstand eine hoch interessante Chance, da derartige Open-Innovation-Strukturen
der Global Player gleichzeitig eine Tür für ein innovatives
Mittelstandsmarketing darstellt. Dies gilt umso mehr für ein intelligentes
Innovationsmarketing für disruptive Innovationen.
So
könnte beispielsweise ein Entwicklungsdienstleister für die Automobilindustrie
durch die Platzierung einer neuen (Schmierölpumpen-)Technologie bei einem Autohersteller
den Absatz für die eigene Entwicklungsleistung in der Zukunft wesentlich
erweitern. Der Autohersteller wird im Gegenzug zum Technologiekauf die Entwicklung
von Pumpen für jeden neuen Motor beim Mittelständler beauftragen.
Ein
Komponentenhersteller beispielsweise von asphärischen Linsen könnte durch die
Platzierung neuer optischer Designs als Lösungsidee bei Herstellern optischer
Geräte, den Absatz der eigenen Asphären in der Zukunft forcieren.
Darüber
hinaus wäre denkbar, dass einzelne oder mehrere kooperierende Mittelständlern
sich für spezifische Themenfelder wie der Abgassensorik als Lösungsexperten platzieren,
um neue Produkte gemeinsam mit dem Global Player zu entwickeln und später herzustellen.
Ebenfalls
eine Option ist es, dass ein Mittelständler mit regional begrenzten
Vermarktungskapazitäten die Open-Innovation-Strukturen nutzt um einem Global
Player seine Innovation für eine weltweite Vermarktung anzubieten.
Allein
diese Beispiele zeigen, dass die Open Innovation Konzepte der Global Player
eine neue strategische Vermarktungsalternative für den innovativen Mittelstand bieten.
Schau was wir entwickelt haben!
Open
Innovation als Marketingstrategie zu nutzen, bedingt jedoch eine Reihe
unternehmensinterner als auch marktseitiger Voraussetzungen. So haben sich
folgende Kriterien als Erfolgsfaktoren erwiesen:
1. Innovationsmarketing
über Open Innovation Strukturen ist in Märkten am erfolgreichsten, in denen
hohe Markteintrittsbarrieren und dominierende Großunternehmen den Markt existieren.
Für diesen Markt muss der Mittelständler eine spezifische technologische
Alleinstellung (Einzigartigkeit) besitzen.
2. Die
Nutzung der Open Innovation Strukturen erfordert vom Mittelständler ein hohes
Maß an Kommunikationsbereitschaft (Offenheit) bei der Präsentation des eigenen
Wissens. Daher sollte auch immer auf schutzfähige Technologien und ein
tragfähiges Schutzrechtsmanagement geachtet werden.
3. Open-Innovation-Strukturen
zu nutzen, erfordert vom Mittelständler eine hohe Kooperationsbereitschaft im
Sinne der Bereitschaft, sein Wissen an den Global Player weiterzugeben. Darüber
hinaus muss die Bereitschaft vorliegen, auf die eigene weitere Vermarktung
seiner Entwicklung zu verzichten. Daher sollte vor dem Verkauf über die
Spin-in-Praktiken des Global-Players Klarheit bestehen.
Mit
einer intelligenten Strategie, einer einzigartigen Innovation sowie der
Fähigkeit zur Kommunikation und Kooperation sind die Open Innovation Ansätze
der Großunternehmen für mittelständige Unternehmen eine interessante Chance zum
Ausbau der Geschäftstätigkeit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Kommentare können nur durch die Redaktion freigeschaltet werden.