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Weniger als 20 Prozent der deutschen Mitarbeiter haben laut Gallup Studie 2015 eine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen. Die meisten haben bereits innerlich gekündigt oder machen nur Dienst nach Vorschrift.
Ein Gastbeitrag von Christian Wewezow und Sebastian Koch von Clockwise Consulting.
Ein Gastbeitrag von Christian Wewezow und Sebastian Koch von Clockwise Consulting.
Ein Unternehmen mit unzufriedenen und unmotivierten Mitarbeiter ist auf Dauer nicht tragfähig. Es besteht darüber hinaus die Gefahr, dass die fähigen und motivierten Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und zusätzlich die Arbeitgeberattraktivität für potentielle Bewerber reduziert wird. Welche Unternehmer begrüßen es nicht, wenn ihre Führungskräfte noch mehr Verantwortung und Eigeninitiative zur Weiterentwicklung des Unternehmens im laufenden Betrieb übernehmen würden oder als potentielle Kandidaten im Rahmen einer Unternehmensnachfolge in Frage kämen?
Intrapreneurship
(„Intracorporate“, „Entrepreneur“) zielt auf das unternehmerische Verhalten von
Mitarbeitern. Um wie ein Unternehmer zu handeln, braucht es u.a. klare
Zielsetzungen, Kunden-orientierung und eine kontinuierliche marktorientierte
Entwicklung des Unternehmens. Natürlich sind die persönlichen Eigenschaften wie
Flexibilität, Frustrationstoleranz, soziale Kompetenz und durchgehende
Eigenmotivation ebenfalls erfolgskritisch. Um diese Kompetenzen zu entwickeln,
bedarf es zu Beginn einer Synchronisierung der Vision, Zielsetzungen und abgeleiteter
Maßnahmen. Die Synchronisierung erfolgt am besten durch ein partizipatives
Vorgehen: Ziele, Kennzahlen, Entscheidungsspielräume sowie Verantwortlichkeiten
für Aufgaben und Ergebnisse werden gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt. Weiterhin
ist es sinnvoll, dass den Mitarbeitern Freiräume eingeräumt werden und unnötige
Kontrollen und Bürokratie auf das Notwendige reduziert werden.
Wenn die Unternehmenskultur
jedoch zuvor jahrelang eine passive war, wird die Transition nicht sofort
gelingen. Die ist nur dann erfolgreich, wenn der Unternehmer aktiv und
dialogorientiert mit seinen Mitarbeitern im Prozess kommuniziert, für
Partizipation offen ist und Geduld gegenüber Fehlern zeigt. Der Unternehmer
sollte sich die Zeit nehmen, in Einzelgesprächen oder Mitarbeiterbefragungen
die Wünsche und Sorgen aufzunehmen, aber auch die unternehmerischen Kompetenzen
der Mitarbeiter zu erfassen – ansonsten werden gute Chancen verspielt. Im
Rahmen einer Umfeldanalyse empfiehlt es sich, Reaktionen der Kunden, Zulieferer
und Geschäftspartner sowie die Chancen und Risiken für das Unternehmen objektiv
einzuschätzen. Sind die Mitarbeiter und Führungskräfte bereit und fähig, die
Veränderungen mitzutragen, können die notwendigen Maßnahmen wie Zielsetzungen,
Entscheidungsspielräume, Verantwortlichkeiten und Kennzahlen geplant und
umgesetzt werden. Natürlich kann es gerade in der ersten Phase passieren, dass diesen
Mitarbeitern Fehler unterlaufen. Gerade wenn sie in der Vergangenheit nur wenig
Verantwortung übernommen haben, werden sie sehr vorsichtig sein und nicht immer
mit dem optimalen Augenmaß vorgehen. Unternehmer sollten frühzeitig
Möglichkeiten erarbeiten, resultierenden Fehler oder Fehlverhalten ihrer
Mitarbeiter zu erkennen und proaktiv zu lösen. Nur eine offene Fehlerkultur
führt über Verbesserungen letztlich zur gemeinsamen Entwicklung des
Unternehmens.
Gleichermaßen zu beachten sind
die steigenden Anforderungen durch das Intrapreneurship auf den Mitarbeiter. Mit
höheren Erwartungen, Zielstellungen und Aufgabenumfängen steigt automatisch die
Belastung. Stress und Burnout können die Folge sein, sofern nicht neben den
Maßnahmen des Intrapreneurships parallel auch noch ausgleichende Maßnahmen, zum
Beispiel im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, konsequent
initiiert werden. Eine professionelle externe Prozessbegleitung sowie
unterstützende Führungskräftecoachings ermöglichen eine erfolgreiche
Implementierung.
Am Ende gewinnen beide Seiten beim
Intrapreneurship: Der Unternehmer wird entlastet und kann sich mehr um seine
originären und strategischen Aufgaben kümmern. Die Mitarbeiter erlangen durch
Entfaltung ihres Potentials und größere Gestaltungsspielräume eine höhere
Motivation und Zufriedenheit. Dadurch gelingt es schrittweise, dass
Intrapreneurship unternehmenswertsteigernd gelebt wird.
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